Dr. Ellen Tietz
Fachtierärztin für Kleintiere

Welpenaufzucht und Hündin post partum

Welpenaufzucht und Hündin post partum

Die Hündin

Das Gesäuge der Hündin bildet sich während der Trächtigkeit an. Die Milchbildung und -abgabe setzt unter Einfluß der Hormone Prolaktin und Oxytocin um die Geburt ein. Hat eine Hündin schon mehrfach geworfen, kann es bereits einige Tage vor der Geburt zum Milcheinschuß kommen. Die Milch der ersten Tage, das Kolostrum, ist physiologisch von gelblicher Farbe, erst danach erhält die Milch das typisch milchige Aussehen. Kontrollieren Sie das Gesäuge während der ersten Lebenswochen der Welpen regelmäßig! Es sollte weich und knotenfrei sein, nicht vermehrt gerötet oder vermehrt warm. Sollten sich Veränderungen am Gesäuge oder am Aussehen der Milch zeigen, ist sofort ein Tierarzt hinzuzuziehen.

Im Puerperium kommt es zur Involution des Uterus, d.h. der Rückbildung der durch die Welpen gedehnten Gebärmutter hin zur normalen Größe. Dabei werden Zelldetrius, Uterindrüsensekrete und Plazentareste abgegeben. Der Lochialfluß ist zunächst grünlich-schwarz-wässrig und geruchlos. Ab der 2. Woche wird er lachsfarben und schleimig. Ab der 4. Woche nach der Geburt besteht i.d.R. kein Scheidenausfluß mehr.

Oder anders ausgedrückt: "Solange die Welpen noch trinken, ist ein gewisser Scheidenausfluß bei der Hündin normal".

Welpenaufzucht

Große Hunderassen bekommen i.d.R. eine große Anzahl, Zwergrassen dagegen oft nur 1- 2 Welpen. Totgeburten kommen bei großen Hunderassen häufiger als bei kleinen Rassen vor. Bei bestimmten Rassen ist es "normal", dass jeder 5. Welpe tot zur Welt kommt. Die Ursachen dafür sind unbekannt.

Zum Geburtsgewicht des einzelnen Welpen gelten folgende Faustzahlen:
Zwergrassen mind. 100 g / Welpe (entspr. 5% des Muttergewichts)
Mittelgroße Rassen 200 - 300 g / Welpe (entspr. 3% des Muttergewichts)
Große Rassen 400 - 500 g / Welpe (entspr. 1,5% des Muttergewichts)
Riesenrassen über 700 g / Welpe (entspr. 1% des Muttergewichts)

Rasseunabhängig und relativ konstant liegt das Gewicht des gesamten Wurfes bei 10 - 15 % des Muttergewichts. Eine tägliche Gewichtskontrolle ist zur Gesundheitskontrolle der Welpen unabdingbar! Nur am Tag der Geburt darf ein leichter Gewichtsrückgang akzeptiert werden. Danach sollte der Welpe sein Gewicht konstant halten bzw. zunehmen. Die tägliche Gewichtszunahme des Welpen beträgt ca. 10% seines Körpergewichts.

Das Geburtsgewicht verdoppelt sich innerhalb von 10 - 12 Tagen.

Physiologische Daten des Welpen:
Herzfrequenz > 200 / min
Atmung unregelmäßig, ca. 15 - 35 / min
Temperatur 36°C, abhängig von der Umgebungstemperatur

Die Pflege des Welpen unmittelbar nach der Austreibung des Welpen bei der Geburt übernimmt eine erfahrene und sorgende Mutterhündin i.d.R. selbständig. Sollte dies nicht der Fall sein, so muß der Züchter eingreifen, um Welpenverluste zu verhindern: Die Fruchthüllen müssen eröffnet werden, um dem Welpen die Atmung zu ermöglichen. Anschließend wird die Nabelschnur durchtrennt und der Welpe massiert, um Atmung, Kreislauf und Ausscheidungsfunktionen anzuregen. Die Reste der Nabelschnur sind ca. 2 Stunden nach der Geburt ausgetrocknet und fallen ca. am 3. Lebenstag ab.

Der Welpe kann in den ersten 10 Lebenstagen spontan weder Kot- noch Urin absetzen. Der Ausscheidungsreflex muß durch Massage der Perinealregion ausgelöst werden (nach jeder Fütterung!). Erst ab dem 12. Tag ist der Welpe zur spontanen Exkretion fähig. Bis die Welpen ca. 4 Wochen alt sind, leckt die Mutter die Ausscheidungen der Welpen auf.

Da die Welpen in den ersten Lebenstagen nicht zu einer eigenen Temperaturregulation fähig sind, sind sie auf die Mutter- und Geschwisterwärme sowie eine ideale Umgebungstemperatur von 21°C angewiesen. Der Zitterreflex setzt erst ab dem 6. Lebenstag ein.

Gesunde und satte Welpen sind ruhig und schlafen viel, die Schlafphasen werden nur durch das Saugen unterbrochen. Eine gesunde Mutterhündin zeigt dazu ein ausgeprägtes Brutpflegeverhalten. Unruhige Welpen und mangelnde Welpenpflege durch die Hündin können erste Krankheitszeichen sein.

Die Darmschleimhaut des Welpen ist in den ersten drei Lebenstagen durchlässig für die im Kolostrum vorhandenen maternalen Antikörper. 75% ihrer passiven Immunisierung erhalten die Welpen auf diese Weise über die Milch, nur 25% diaplazentar. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Welpen in den ersten Lebenstagen gut trinken und ausreichend Kolostrum aufnehmen können.

Hundemilch enthält ca. 1 kcal Energie pro Milliliter. Sie hat doppelt so viel Energie-, Fett- und Eiweißgehalt wie Kuhmilch, dazu einen deutlich geringeren Laktosegehalt. Daher sollte zur Welpenaufzucht stets ein entsprechend zusammengesetztes und geeignetes handelsübliches "Milchpulver" verwendet werden.

Der Milchbedarf der Welpen steigt mit deren Gewicht an und ist kurz vor dem Absetzen mit 4 Wochen am größten:

  • 1. Lebenswoche 14 ml pro 100 g KGW
  • 2. Lebenswoche 16 ml pro 100 g KGW
  • 3. Lebenswoche 20 ml pro 100 g KGW
  • 4. Lebenswoche 21 ml pro 100 g KGW

Die Welpen saugen in der ersten Lebenswoche ca. 12x, in der 4.-6. Woche nur noch 6-8x täglich.

Mit der 4. Woche sollte man beginnen, die Welpen zu entwöhnen. Die Entwöhnung ist bis zum Alter von 6 - 8 Wochen abgeschlossen.

Übrigens: Haben Sie gewusst, dass die Augenfarbe aller Welpen zunächst blaugrau ist, und die Iris erst ab der 4. - 6. Lebenswoche ihre definitive Farbe annimmt!?