Dr. Ellen Tietz
Fachtierärztin für Kleintiere

Die glückliche Katze - Verhaltensproblemen vorbeugen

Die glückliche Katze - Wissenswertes zur Prophylaxe von Verhaltensproblemen

Der Persönlichkeitstypus der Katze (freundlich aufgeschlossen, ängstlich-scheu oder aggressiv-scheu) wird überwiegend väterlich vererbt und durch das Vorleben von Verhaltensweisen durch die Mutter modifiziert.

In vielen Fällen kennt „mensch“ den Katzenvater nicht. Doch kann ab der Geburt der Welpen für deren gute Sozialisierung gesorgt werden.

Die Katzenwelpen werden blind und taub geboren, können aber von Anfang an schmecken, fühlen, Bewegungen und Geräusche wahrnehmen.Der Wurf sollte daher von vornherein möglichst zugänglich und menschenassoziiert aufwachsen. Die Welpen können so erste Geruchskontakte zum Menschen aufnehmen. Nehmen Sie die Welpen mehrmals täglich für ein bis zwei Minuten in die Hand, nutzen Sie die Möglichkeit, sie dabei zu wiegen. Diese kurzzeitigen Störungen der Welpen-Idylle machen die Tiere im späteren Leben belastbarer und weniger stressanfällig.

Die Nahrungsaufnahme beim Saugwelpen nimmt täglich bis zu 4 Stunden in Anspruch. Bedenken Sie dies, wenn Sie ein „Flaschenkind“ aufziehen. Füttern Sie häufig kleine Mengen durch sehr kleine Nuckellöcher. Auch sollte sich der Welpe seinen Möglichkeiten entsprechend ab und zu bemühen müssen, den Nuckel der Flasche zu erreichen. Die Katzenwelpen lernen in dieser Phase, daß Anstrengungen zum Erreichen eines Zieles erforderlich sind. Sie erreichen so eine gewisse Frusttoleranz. Bedenken Sie: Frust und Aggression liegen im späteren Leben eng beieinander.

Ab der 3. Lebenswoche öffnen die Welpen Augen und Ohren, sie nehmen ihre Umgebung bewußter wahr. In dieser Phase beginnen die Kleinen, aktiv geeignete Kot- und Urinabsatzplätze aufzusuchen. Stellen Sie den Welpen immer wieder wechselndes Katzenstreu wechselnder Marken und Konsistenz zur Verfügung. Sie erhöhen so die Wahrscheinlichkeit, daß Ihre Katze im späteren Leben ihre Katzentoilette auch mit kleinen Variationen gut akzeptiert.

Mit Erreichen der 7. Lebenswoche ist die Sozialisationsphase der Katzenwelpen weitestgehend abgeschlossen. Alle bis zu diesem Alter gemachten Eindrücke werden von der Katze abgespeichert. Finden sie sich im späteren Leben wieder, geben sie der Katze Geborgenheit.D.h. der Katzenwelpe sollte bis zur 7. Woche verschiedenste Erfahrungen machen, am besten in einer etwas „chaotischen“ immer wieder wechselnden Umgebung zusammen mit Hunden, Kindern, alten Menschen … aufwachsen. Laden Sie Besuch ein, lassen Sie einfach mal die Umverpackung des neuen Radios für ein paar Tage in der Wohnung stehen, bevor sie weggeräumt wird, …In diesem Alter machen die Katzenwelpen auch Jagdspiele. Wenn Sie also nicht möchten, daß ihre Katze Zehen und Finger später als Beute ansieht und entsprechend behandelt, so meiden Sie bereits in diesem Alter das Beutespiel mit dem Finger – bieten Sie statt dessen Gegenstände (Kordeln, Bälle u.a.) als Beute an.

Und: Wenn Sie sich einen Katzenwelpen ins Haus holen, so wird er sich umso wohler fühlen, je besser er diese Umgebung aus seiner Sozialisationsphase bereits kennt. So kann eine in der Wohnung aufgewachsene Katze durch die Eindrücke beim Freigang stark verunsichert werden und auch umgekehrt.

Auch der Tierarztbesuch, der Transportkennel und eine Autofahrt kann in diesem Alter bereits trainiert werden. Der Transportkennel darf gerne schon jetzt mit Positiverfahrungen verbunden werden: Lassen Sie den Kennel in der Wohnung stehen, legen Sie immer wieder Spielzeug oder Leckerlis hinein und die Katzenwelpen werden ihn völlig selbstverständlich in ihr Leben integrieren. Im nächsten Schritt kann der Kennel einmal für kurze Zeit verschlossen werden. Wenn die Katzen schon jetzt immer wieder kurze Autofahrten mitmachen, so ist dies die Grundlage für angstfreies Autofahren auch im späteren Leben. Nur wenn die Katzenmutter keine Angst vorm Auto hat, sollte sie bei diesen Kurzausflügen dabei sein. Kurzausflüge zum Tierarzt mit einem Kennel voller gesunder Katzenwelpen und eine Streicheleinheit durch den Tierarzt oder eine Helferin sind die Krönung dieses Gewöhnungsprogrammes.Haben die Welpen einige Positiverfahrungen gemacht, so verzeihen sie auch einmal einen kurzen Schmerz bei Impfung oder Behandlung…

Darüber hinaus können Sie auch in diesem Alter schon den Fall vorbereiten, daß die Welpen im späteren Leben einmal Tabletten einnehmen müssen. Setzen Sie die Kleinen einfach öfters einmal auf einen ausgewählten Platz und geben Sie ihnen ihr Lieblingsleckerli in den Mund ein.Eine weitere Vorbereitung zum Tablettengeben kann Folgendes sein: Formen Sie einen besonders leckeren Snack (Hackfleisch, Leberwurst, Weichkäse,…) zu einer kleinen Kugel und frieren Sie diese ein. Verabreichen Sie diese Kügelchen in angetauter Form. Später können Sie in solchen Kügelchen Tabletten (ganz oder zerbröselt) verstecken – sie werden im angetauten Zustand oft kaum bemerkt.

Und sonst:

Regelmäßige Veränderungen in der Wohnung trainieren eine aufgeschlossenere Haltung gegenüber Umstellungen.

Toiletten sollten immer von Futter- und Wasserstelle getrennt sein, und auch Futter und Wasser sollten nicht nebeneinander stehen, sondern an unterschiedlichen Stellen in der Wohnung angeboten werden.

Zimmerbrunnen oder „bewegtes Wasser“ erhöht die Wasseraufnahme.

Möchten Sie zwei Katzen anschaffen: Wählen Sie am besten gleichgeschlechtlicheGeschwister. Unterschiedliche Geschlechter haben unterschiedliches Spielverhalten.

Möchten Sie für Ihre Katze eine neue Partnerkatze anschaffen, so versuchen Sie einen Partner zu finden, der möglichst gleiches Alter, gleiches Geschlecht und gleichen Charakter hat. Fängt eine der beiden Katzen im Moment der ersten Begegnung an „zu singen“, so ist keine Vergesellschaftung möglich. Fauchen sich beide Katzen an und halten Distanz, so geben Sie den beiden 4-6 Wochen Zeit zur weiteren Annäherung.

Soll Ihre Katze bestimmte Orte meiden, so reicht es in der Regel aus, ihr aus Armlängenabstand leicht und kontinuierlich ins Gesicht zu pusten bis sie den Ort verläßt. Eine anonyme Bestrafung mit der Wasserpistole löst Angst aus, da die Katze meist keinen klaren Bezug herstellen kann.

Die Katzentoilette: Katzen sind im Moment von Kot- und Urinabsatz wehrlos, daher sollte die Katzentoilette an einem ruhigen Standort aufgestellt werden. Als Faustregel gilt, daß immer eine Toilette mehr vorhanden sein sollte als Katzen im Haushalt sind. Die Katzentoilette sollte so groß sein, daß sich die Katze darin bequem umdrehen kann (besonders bei alten Katzen, die möglicherweise eine schmerzhafte Gelenkerkrankung haben). Sie sollte keinen Deckel besitzen, aber hoch genug sein, daß die Katzen ausgiebig darin scharren können; mind. 5 cm Einstreuhöhe wird empfohlen. Parfümierte Einstreu wirkt für die meisten Katzen abstoßend, aber auch eine unsaubere Toilette wird gemieden. Reinigen Sie die Katzentoilette mindestens einmal täglich von Kot und Urin. Verwenden Sie dabei keine chlor- oder ammoniakhaltigen Reinigungsmittel. Gut zum Reinigen von „verunfallten“ Teppichen eignet sich auch in Wasser gelöstes Waschmittel und anschließend hochprozentiger Alkohol.

Spielzeug: Gut eignen sich kleine Plastikflaschen, in die Trockenfutter eingefüllt werden kann. Man schneidet in die Flasche Löcher, so daß das Futter beim Spiel herausfällt. Anfangs sollten viele große Löcher ein Erfolgserlebnis sichern. Kennt die Katze das Prinzip, so können die Anzahl und die Größe der Löcher sukzessive verringert werden.

Herstellen eines Geruchsläppchens zur Entspannung an stressbeladenen Orten: Streichen Sie mit einem Läppchen am Gesicht der Katze entlang und legen Sie diesen dann z.B. beim Transport in die Tierarztpraxis in den Katzenkorb.